Sonntag, 2. Dezember 2012

Es scheint, als lebte ich momentan in der Vergangenheit. Meine Gedanken sind genau dieselbigen. Und immer wieder erinner ich mich an das, was mal war. Alles Dinge, die mich prägten, die das aus mir machten, was ich bin. Dennoch ist es irgendwie erschlagend. Ich denke wieder mehr über alles nach, beobachte Menschen und versuche ihre Gestik und Mimik zu deuten. 
Wenn man an wem vorbeigeht, so wird einem kurz ins Gesicht geschaut, dann von oben nach unten und wieder von unten nach oben beäugt und wieder schweift dann der Blick in die Augen. Danach folgt das Fazit. Mag ich die Person? Mag ich sie nicht? Ist sie eingebildet? Wie alt ist sie? Einem gehen um die hundert Fragen durch den Kopf, ohne dass man es merkt und ohne, dass man eine richtige Antwort drauf findet. Wobei man sie eh nie brauchen wird, da es unwahrscheinlich wird, sich wieder zu begegnen.
Dennoch merke ich, wie manipulierbar manche Menschen sind. Es gibt ein paar Dinge, die mehr Aufmerksamkeit erregen als andere. Hohe Schuhe sind ein Paar davon. Man wirkt größer, älter, mächtiger, selbstbewusster. Der Körper ist gerader, der Gang rhythmisch. Der Kopf erhoben und der Blick starr nach vorn gerichtet, immer hin zum Ziel. Das erregt Aufmerksamkeit, weil es ein Ausdruck von Stärke ist, ohne dass es uns eigentlich bewusst ist. 
Es ist gruselig, wie man heutzutage beobachtet und beäugt wird. Alle urteilen und eigentlich weiß keiner, wie richtig - oder eher - wie falsch er damit liegt. Es zählt nur noch das Äußere, auf innere Werte wird geschissen. Sehen wir gut aus, so können wir uns alles erlauben. Uns benehmen wie Schlampen und Arschlöcher, wie die hinterlistigsten Menschen der Welt, ohne dass man auch so behandelt wird. Entspricht man nicht dem heutigen Ideal, so wird über einen hergezogen. Egal, ob der andere das Gleiche getan hat oder nicht. Menschen, die nicht in ein gewisses Ideal eingeordnet werden können, sind schon von anfang an die Opfer, Loser und Verlierer. Egal, was sie weiterhin tun. Egal, wie sie sich benehmen. Dabei sind genau die diejenigen, die die Welt mit richtigen Augen sehen, die wissen, wie man die goldene Regel anzuwenden hat.
Die anderen, tollen, schönen, coolen spielen sich Freundschaften nur vor und hinterm Rücken wird über einen abgezogen. Beste Freunde nach außen werden nach innen zu Feinden. Sie belügen sich selbst, die anderen und die, die ihnen was wert sind. Lügen werden zur Wahrheit und keiner merkt es. Oberflächlichkeit regiert die Welt und keiner kann sie aufhalten, denn die Realisten werden weder wahrgenommen noch ernstgenommen. Willkommen im 21. Jahrhundert.

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